Wo es klemmt

Zwar werde vordergründig  nur über technische Details verhandelt, schreibt Die Zeit über den Beginn des High-Level-Segments  des Klimagipfels, wie die Experten jeweils die zweite Verhandlungswoche nennen, inder die Ministerinnen und Minister die Verhandlungen von ihren technischen Fachleuten übernehmen. Aber wenn diese technischen Details nicht geklärt sind, die verbindlich festhalten, wie die Fortschritte der einzelnen Länder einheitlich gemessen und kontrolliert werden, dann sind alle Abmachungen des Pariser Abkommens nichts mehr als Sonntagsreden-Rhetorik. Weil jedes Land dann beliebig schummeln und tricksen, seine Zahlen nach eigenem Gusto manipulieren und schönen kann. So forderten ausgerechnet China und Indien, die zu den weltweit grössten Klimasündern gehören, dass für Schwellenländer wie sie bestimmte Berichts- und Transparenzpflichten nicht gelten sollen.

Gefeilscht wird zuweilen über einzelne Worte, so etwa, ob im Abschlussdokument der IPCC-Spezialbericht 1,5 Grad „begrüsst“ oder bloss „zur Kenntnis genommen“ werden soll. (Diese sprachliche Lappalie steht im Diplomaten-Jargon eigentlich dafür, ob der Bericht akzeptiert oder abgelehnt wird.) Saudi-Arabien etwa stört sich daran, dass in dem Bericht nicht klar deklariert werde, dass die Industrieländer den grössten Teil der Kosten für den Klimaschutz tragen müssten. Darüber kann man ja tatsächlich streiten; unerträglich ist bloss, dass ausgerechnet das superreiche Ölland Saudi-Arabien sich als Vorkämpfer für diese Forderung hervortut und sich selbst dabei zu den schonungsbedürftigen Entwicklungsländern zählt.

Die US-Delegation will laut der Zeit den IPCC-Bericht gar nicht erwähnt wissen, weil ihr Präsident die Klimawissenschaft ohnehin für eine Erfindung irgendwelcher böser Mächte hält.

Wie weit die Welt von den in Paris vereinbarten Zielen entfernt ist, hatte am Dienstag der Carbon Action Tracker gezeigt, ein Zusammenschluss von wissenschaftlichen Instituten. Selbst wenn alle Länder ihre Pariser Versprechen hielten, so resümiert die Zeit diese Studie, würde sich die Welt mit großer Wahrscheinlichkeit eher um drei statt um 1,5 Grad Celsius erwärmen. Die von Russland, Saudi-Arabien und den USA angegebenen Ziele würden zu mehr als vier Grad führen.

Die Zeit konstatiert in erster Linie einen massiven Vertrauensbruch durch die Industrieländer gegenüber den Entwicklungs- und Schwellenländer. So würden etwa, zitiert die ZEIT den Greenpeace-Vertreter Adam Pawloff, Mittel einfach als Klimageld deklariert, die ohnehin fließen würden. (CR)

https://www.zeit.de/wirtschaft/2018-12/un-klimakonferenz-welt-klimagipfel-klimaschutz-kattowitz/komplettansicht
https://climateactiontracker.org/publications/warming-projections-global-update-dec-2018/