Bundesrätin Doris Leuthard im Clinch mit sich selbst?

Noch hat man die markigen Worte von Bundesrätin Doris Leuthard während der Debatte um die Revision des CO2-Gesetzes in den Ohren. Und noch plädiert die Umweltministerin in Kattowitz für einen wirksamen internationalen Klimaschutz, also dafür, dass die weltweiten CO2-Emissionen bis 2030 halbiert und bis 2050 um mehr als 85 Prozent reduziert werden . Und gleichzeitig liest man in einem Gastkommentar der Noch-Bundesrätin in der NZZ ein glühendes Plädoyer für den – natürlich „massvollen“, was immer das heisst – Ausbau der Schweizer Luftfahrt und der Schweizer Flughäfen. Die Anzahl Passagiere sei in den letzten zehn Jahren um über 60 Prozent gestiegen. Und gemäss den (wenig hinterfragten) Prognosen des Bundes sei in Zürich, Basel und Genf bis 2010 mit einem Anstieg um jährlich drei Prozent und mehr zu rechnen. 

„Wie bei Schiene und Strasse müssen wir auch in der Luft Schritt halten mit den Mobilitätsbedürfnissen der Gesellschaft und der Wirtschaft“, schreibt Doris Leuthard, in dem Gastkommentar, das fast wie ein Bewerbungsschreiben für einen Verwaltungsratssitz der Flughafen Zürich AG klingt, „davon hängt unser Wohlstand ab.“

Gern wüssten wir natürlich, was die Klimaministerin Leuthard auf den Gastkommentar der Verkehrsministerin Leuthard antworten würde. Denn eines ist nicht wegzulächeln: Mehr Passagiere und mehr Frachtverkehr bedeuten auch mehr CO2-Emissionen. Das gilt auch dann, wenn die Fluggesellschaften gemäss dem Corsia-Abkommen die wachstumsbedingten zusätzlichenEmissionen ab dem kommenden Jahr auf freiwilliger Basis durch Emissionszertifikate kompensieren wollen. Wer heute die Kapazität der Flughäfen ausbaut, der tut dies, weil er vermutlich für die kommenden Jahrzehnte auf Wachstum setzt. Und kaum, weil er etwas unternehmen will, dass die Leute weniger fliegen (CR) 

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