Die NZZ und die Süddeutsche Zeitungen setzen verschiedene Schwerpunkte

Eine ziemlich gute Zusammenfassung der Ergebnisse der UN-Klimakonferenz COP 24, die am Samstagabend mit 24stündiger Verspätung im polnischen Kattowitz zu Ende fing, findet man in der NZZ. In Kattowitz haben die Delegierten von 196 Ländern und der EU  ein umfassendes Regelwerk zur Umsetzung des 2015 erreichten Pariser Klimavertrags. beschlossen. Dieses muss, schreibt die NZZ, in einigen Abschnitten zwar noch vervollständigt werden, aber es enthält auf 133 Seiten erstmals gemeinsame Bestimmungen für alle Staaten darüber, wie diese sich künftig beim Klimaschutz vergleichen und Fortschritte messen sollen. Auch herrscht grundsätzliche Einigung über den finanziellen Beitrag der Industrienationen an die Entwicklungsländer bei der Anpassung an den Klimawandel. Ab 2020 sollen dafür jährlich 100 Milliarden Dollar bereitgestellt werden.

Die NZZ verweist aber auch darauf, dass das sogenannte Regelbuch den Ländern keine bindende Verpflichtung auferlegt, diese Ziele zu erreichen. Da ist allerdings die NZZ nicht sonderlich präzis, denn konkret werden «diese Ziele» von jedem einzelnen Land selbst festgelegt. Das heisst im Klartext:  Jedes Land definiert sein eigenes Klimaziel, an das es sich aber gar nicht halten muss, weil es ohnehin keine Sanktionen gibt.

Zu den Problemen, die erst im kommenden Jahr in Chile geklärt werden sollen, gehört der internationale Handel mit Emissionszertifikaten, mit nach dem sogenannten Clean-Development-Mechanism (CDM). Dieser ermöglicht es Industrieländern, ihre eigene Klimabilanz durch die Finanzierung von Projekten wie Aufforstung oder Windkraftanlagen in Entwicklungsländern zu verbessern. Vor allem Brasilien besteht darauf, dass sich diese Zertifikate sowohl dem Käufer- wie dem Verkäuferland gutgeschrieben werden dürfen, also letztlich doppelt gezählt werden. Viele Delegierte, aber auch die meisten Umweltorganisationen und NGOs sind aber der Meinung, dass das Emissionsmarkt-Regelwerk ohnehin noch zu wenig ausgegoren. 

Alles geregelt 

Wesentlich kritischer noch als die NZZ sieht die Süddeutsche Zeitung die Ergebnisse der UN-Klimakonferenz. «Mit diesem Regelbuch kann das Paris-Abkommen wirklich umgesetzt werden», sagt Johan Rockström, Co-Chef des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung zur Süddeutschen Zeitung, «nur leider hätten die Staaten es versäumt, die Konsequenzen aus dem Rat des Weltklimarats zu ziehen. (…) Wir folgen weiterhin einem Weg, der uns noch innerhalb dieses Jahrhunderts in eine sehr gefährliche, drei bis vier Grad wärmere Welt führen wird.»

Tatsächlich ist auf den 133 Seiten wenig davon zu lesen, wie Klimaschutz schneller und besser werden soll. Hinweise, auf die sie sich irgendwie festnageln liessen, vermieden die Staaten. Und auch das: Die Kommission, die den ganzen Prozess begleiten und kontrollieren soll, hat keinerlei Befugnisse, den Staaten strengere Klimazielen zu verordnen oder sie zu bestrafen, wenn sie ihre selbstgewählten Ziele verfehlen.

In einem Kommentar erinnert Michael Buchmüller daran, dass die Politiker schon oft bei Klimakoferenzen hohe Ziele beschlossen hätten.» Doch nie reichten die guten Vorsätze, um anschließend den Lauf der Dinge zu ändern, es blieb beim Vorsatz. Das Ergebnis ist bedrückend. Die globalen Emissionen sind nicht gesunken, sondern gestiegen, ebenso die Temperaturen und damit auch die Probleme.»

In seinem Kommentar weist Buchmüller auf eines der Kernprobleme in der ganzen Klimadiskussion hin. Wie bei jedeem Wandel gibt es auch beim Klimaschutz zweierlei Betroffene: Die einen leiden unter dem Klimawandel, die anderen unter dem Klimaschutz. Beide Ängste und Sorgen sind legitim, über beide muss offen geredet werden. «Welche Folgen es hat, wenn fossile Energie teurer wird – und wie sich diese Folgen für jene lindern lassen, die wenig Geld haben. Wie sich der Umbau einer fossilen Wirtschaft für jene abfedern lässt, die darin Lohn und Brot finden. Was es für Lebensstile und Konsum bedeutet, wenn sie absehbar in die Klimakrise führen – und wie ein klimafreundliches Leben dennoch ein gutes Leben sein kann.» (CR)