Eine neue Studie zeigt es: Die Autohersteller tricksen und schummeln immer noch, was das Zeug hält. Der Spritverbrauch von Neuwagen liegt durchschnittlich um massive 39 Prozent höher als die Hersteller angeben. Besonders dreist manipulieren vor allem die deutschen Autobauer Daimler, Audi und BMW.

Die Studie stammt vom International Council on Clean Transportation (ICCT), jener höchst renommierten, von allen Lobbygruppen unabhängigen Non-Profit-Organisation, welche vor drei Jahren massgeblich an der Aufdeckung des VW-Abgasskandals beteiligt war. Sie basiert auf einer statistischen Auswertung von Daten aus 15 unterschiedlichen Quellen zu 1,3 Millionen Fahrzeugen aus acht europäischen Ländern im Jahr 2017.

Laut der Frankfurter Rundschau, welche die ICCT-Studie bereits Ende Dezember vorgestellt hat, haben die Abweichungen zwischen dem offiziell angegebenen und dem realen Spritverbrauch seit 2001 um mehr als das Vierfache zugenommen. Damals lag sie bei acht Prozent. Im Vergleich zum Vorjahr sank sie 2017 um ein Prozent.

Zu den grössten «Schummlern», schreibt die Frankfurter Rundschau, «gehören die deutschen Marken Mercedes, Audi und BMW sowie gewerblich genutzte Fahrzeuge wie Kleintransporter. Japanische Hersteller wie Mazda und Honda machen dagegen deutlich realistischere Angaben.»

Laut ICCT täuschen die Verbrauchsangaben der Hersteller auch einen klaren Rückgang der CO2-Emissionen vor; da die Emissionen und der Benzin-oder Dieselverbrauch direkt zusammenhängen, lässt sich die Wahrheit aber relativ leicht eruieren. Anhand des Spritverbrauchs zeigt sich, dass seit 2001 nur etwa die Hälfte der auf dem Papier erbrachten CO2-Reduktionen seit dem Jahr 2001 tatsächlich umgesetzt wurden.

Wie kommen diese Verbrauchsangaben zustande?

Der Benzin- oder Dieselverbrauch für die einzelnen Marken, Typen und Versionen werden unter einheitlichen Bedingungen in Testlabors ermittelt. Da das frühere Testverfahren NEFZ nur sehr wenig mit dem realen Fahrverhalten auf der Strasse zu tun hatte, gilt seit September 2018 gilt für alle neuen Fahrzeuge ein verbessertes Testverfahren, das Worldwide Harmonized Light Vehicles Test Procedure (WLTP), das den realen Verhältnissen auf der Strasse schon näher kommt. Allerdings lässt sich auch das WLTP-Verfahren ein wenig austricksen, etwa indem die Reifen extrem aufgepumpt , ihr Profil abgeschabt und der Gummi im Ofen gehärtet wird, um den Reibungswiderstand auf der Strasse zu verringern, indem Radio und Klimaanlage, die auch Energie «fressen» ausgebaut werden etc.

Was haben diese Tricksereien für Konsequenzen?

Natürlich schönen Emissionsreduktionen, die bloss auf dem Papier stattfinden, die «Klimabuchhaltung» der Schweiz. Zudem: Der einzelne Autofahrer, so hat ICCT ausgerechnet, bezahlt im Durchschnitt rund 450 Franken mehr als ihm versprochen worden ist. Und schliesslich: Wie Peter Höltschi in der NZZ vom 10. März berichtet, sollen jenen elf EU-Staaten, welche Fahrzeuge entsprechend ihren CO2-Emissionen oder ihrem Spritverbrauch besteuern, in den vergangenen sieben Jahren zwischen 40 und50 Milliarden Euro entgangen sein.(CR)