Es ist fünf vor zwölf, sagen uns die Klimaforscher. Und sagt uns auch der Sonderbericht 1,5 Grad des Weltklimarats IPCC. Immer mehr Wissenschafter sagen aber auch: Es ist fünf nach zwölf. Und meinen damit Mit der Reduktion der Treibhausgase auf Null bis 2050 allein schaffen wir das 1,5 Grad-Limit nicht. Was es zusätzlich brauche, seien «negative Emissionen»; das heisst: die aktive Entfernung des bereits emittierten Kohlendioxids aus der Atmosphhäre. Wie funktioniert das? Oder: Funktioniert das überhaupt?

Wie so etwas funktionieren könnte, schildert Bettina Dyttrich in der Wochenzeitung WoZ. Gern hätte sie die Pilotanlage der Schweizer Firma Climeworks auf dem Dach der Kehrichtanlage in Hinwil besucht und mit den Firmengründern, den Ingenieuren Christoph Gebald und Jan Wurzbacher geredet. «Aus vertraulichen Gründen», was immer das heissen soll, musste sie mit der Pressesprecherin vorlieb nehmen. Trotzdem ist daraus eine hervorragende Reportage über das umstrittene Verfahren «Direct Air Capture» geworden, das darauf beruht, CO2 aus direkt aus der Luft zu filtern, in Kohlensäure umzuwandeln und (künftig) in die Tiefe zu pumpen, wo sich die Kohlensäure mit dem vulkanischen Basaltgestein zu festem Kalzit verbindet.

900 Tonnen CO2 entzieht die Hinwiler Anlage der Luft. Eine weitere Anlage, die Climeworls zusammen mit der Firma Reykjavik Energy in Island baut, soll ab kommendem Jahr 1’500 Tonnen bewältigen. Bis 2025 wollen die Climeworks-Ingenieure mit solchen Anlagen ein Prozent des Globalen COs-Ausstosses schaffen. Das Projekt habe «etwas Grössenwahnsinniges», meint Dyttrich, denn; Nach Schätzungen eines Experten vom Institut für tranformative Nachhaltungsforschung in Potsdam würde es 400’000 Anlagen vom Hinwiler Typ brauchen, um dieses eine Prozent zu erreichen. Mit langfristigen Kosten von rund 2’000 Milliarden Dollar pro Jahr.

Eine kritische Auslegeordnung all der verschiedenen Möglichkeiten, durch Geoengineering, CCS (Carbon Capture and Storage), BECCS (Bioenergie mit CCS), Meeresdüngung und andere Methoden «negative Emissionen zu produzieren, gibt es übrigens beim Portal der deutschen «Klimareporter», einer kleinen hochprofessionellen Gruppe von Umweltjournalisten. (CR)