Ab 1. März 2020 werden in Luxemburg Bahn, Bus und Tram für alle Benutzer gratis, sofern sie in der Bahn nicht 1. Klasse fahre wollen. Das gilt nicht nur für die 600’000 Einwohnerinnen und Einwohner Luxemburgs, sondern auch für die rund 200’000 Pendler, die täglich aus Deutschland, Frankreich und Belgien zur Arbeit in Luxemburg fahren. Sie müssen nur noch den den Preis bezahlen, der ausserhalb von Luxemburg anfällt. «Wir befinden uns derzeit in Verhandlungen mit den Bahngesellschaften unserer Nachbarn», sagt der luxemburgische Verkehrsminister François Busch
Der öffentliche Gratisverkehr, so zitiert die NZZ den Verkehrsminister, sei vor allem eine soziale Massnahme. «Ich erwarte nicht, dass wegen der Kostenfreiheit viele Autofahrer auf den öffentlichen Verkehr umsteigen werden.» In der Meldung der Deutschen Presseagentur dpa, die dem NZZ zugrundeliegt, heisst es, dass schon bisher die Kosten für die öffentlichen Verkehrsmittel von 491 Millionen Euro pro Jahr zu 90 Prozent vom Staat getragen wurden. Die völlige Kostenfreiheiut komme deshalb nur noch 41 Millionen teurer.
Nicht mit eingerechnet sind dabei die Investitionen, die Luxemburg in den nächsten Jahen tätigen will: Bis 2023 2,23 Milliarden Euro in die Bahn und 388 Millionen den den Ausbau von Tramlinien. Bis 2030 sollen auch alle Busse in Luxemburg elektrisch fahren. Trotzdem soll nicht am Personal gespart werden. Auch in Zukunft werden Zugbegleiter in der Bahn und weiteres Personal auf den Bahnhöfen für Sicherheit und Service sorgen.
Damit setzt Luxemburg nicht nur ein soziales Zeichen, sondern auch ein ökologisches. In der estnischen Hauptstadt Tallinn, wo zumindest die gemeldeten Stadtbewohner die öffentliche Verkehrsmittel gratis benützen können, haben sich laut NZZ die Staus verringert, auch habe sich die Luftqualität verbessert. Seit dem 1. Juli 2018 können die Einwohner fast im gesamten Land auch die Überlandbusse gratis nutzen In anderen Städten sind ähnliche Pilotversuche allerdings gescheitert, so in der belgischen Stadt Hasselt, in Sheffield und Rotherdam in England oder auch im spanischen Torrevieja. In Deutscland erwog die Bundesregierung, in fünf Modellstädten öhnliche Pilotprojekte zu lancieren. Alle Städte lehnten den Vorschlag aber aus Kostengründen ab.
Auch in der Schweiz sind mehrere Initiativen für einen kostenlosen öffentlichen Nahverkehr gescheitert, so 1972 in Basel, 2004 in Le Locle und 2010 und 2012 scheiterten ähnliche Vorstösse in Glarus und St. Gallen. Mehr dazu, auch überähnliche Diskussionen in Zürich, findet man im Tages-Anzeiger vom 23. Oktober 2017. Der wichtigste Grund zur Ablehnung solcher Projekte , sind fast ausschliesslich die Kosten. Vermutlich würden die Rechnungen jeweils etwas anders aussehen, wenn man den effektiven Kosten jene externen Kosten gegenüberstellen würde, die bei der Einführung des kostenlosen Nahverkehrs( wegfallen würden.CR)