Mit einer Stellungnahme, die unmissverständlich Klartext spricht, unterstützen über 12’000 Wissenschafterinnen und Wissenschafter aus der Schweiz,, Deutschland und Österreich die Anliegen und Forderungen der jungen Klimastreikbewegung. Deren Anliegen seien «berechtigt und gut begründet», schreiben die «Scientists for Future» in einem Pressetext; die derzeitigen Massnahmen zum Klima-, Arten-, Wald-, Meeres- und Bodenschutz reichten bei weitem nicht aus.

Zu den Mitinitianten und über tausend Unterzeichnern in der Schweiz gehören mit Sonia Seneviratne, Reto Knutti und Thomas Stocker drei der weltweit führenden Klimaforscherinnen und -forscher. Die Unterschriftensammlung läuft noch bis am Donnerstag, Wer die Klimastreikbewegung diffamiert, gegen die Jugendlichen polemisiert, sie als «manipulierte Kindersoldaten» beleidigt, muss sich angesichts der überwältigenden Fachkompetenz einige neue Argumente einfallen lassen, wenn er sich gegenüber den Jugendlichen nicht schwer blamieren will. (CR)

Die Pressemitteilung der «Scientists4Future» im Wortlaut:

«Die jungen Menschen fordern zu Recht, dass sich unsere Gesellschaft ohne weiteres Zögern auf Nachhaltigkeit ausrichtet. Ohne tiefgreifenden und konsequenten Wandel ist ihre Zukunft in Gefahr», schreiben die Forschenden   in der deutschsprachigen Stellungnahme. Klimafreundliches und nachhaltiges Handeln müsse einfach und kostengünstig werden, klimaschädigendes Handeln hingegen unattraktiv und teuer.

«Laut Antoine de St-Exupéry erben wir das Land nicht von unseren Eltern, sondern leihen es uns von unseren Kindern. Heute bittet uns die neue Generation Rechenschaft darüber abzulegen, was wir mit dem Land gemacht haben, das wir uns von ihnen ausborgen», kommentiert Martine Rebetez, Klimatologin an der Universität Neuenburg und an der WSL. «Mit ihren gewaltfreien, aber wirkungsvollen Aktionen haben sie Politik und Öffentlichkeit aufgerüttelt wie schon lange nicht mehr. Das hat Potenzial, die bevorstehenden Wahlen zu Klimawahlen zu machen.», sagt Thomas Stocker, Klimaphysiker der Universität Bern. Sonia Seneviratne Klimaforscherin an der ETH Zürich ergänzt: «Kinder, die momentan 10 Jahre alt sind, werden 30 bis 40 Jahre alt sein, wenn wir den Ausstoss an Treibhausgasen auf netto null gesenkt haben müssen, um eine Erwärmung von mehr als 1.5°C zu vermeiden. Jugendliche werden also mit den Konsequenzen unseres jetzigen Handelns bzw. Nicht-Handelns leben müssen.»

«Der Klimawandel ist real, menschgemacht, und die Auswirkungen sind heute schon deutlich. Die aktuelle Klimapolitik ist ungenügend, um die globalen Klimaziele von Paris zu erreichen», sagt Reto Knutti von der ETH Zürich und Präsident von ProClim, dem Forum für Klima und globalen Wandel der Akademie der Naturwissenschaften SCNAT. Es erstaune ihn deshalb nicht, dass derart viele Forschende die Stellungnahme innerhalb weniger Tage unterschrieben haben.

Die Stellungnahme wurde von erfahrenen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Klimaforschung, Nachhaltigkeitsforschung, Biodiversitäts- und Transformationsforschung verfasst.

Zu den bisherigen Unterzeichnenden in der Schweiz gehören Flavio Anselmetti, Lukas Bretschger, Paul Burger, Claus Heinrich Daub, Martin Grosjean, Reto Knutti, Ulrike Lohmann, Stefan Pfenninger, Martine Rebetez, Tobias S. Schmidt, Gerhard Schneider, Sonia I. Seneviratne, Thomas Stocker, Philippe Thalmann und Arie Hans Verkuil. Auch Nobelpreisträger Jacques Dubochet unterzeichnete die Stellungnahme.»

Die Scientists for Future rufen weiter zur Unterzeichnung auf. Eine Unterzeichnung ist bis zum 14.3.2019 23:59 Uhr möglich. Der Endstand wird am 15.3.2019 verkündet.

Die vollständige Stellungnahme selber findet man hier.

Und einen persönlichen Text von Reto Knutti, eine präzise Analyse der derzeitigen klimapolitischen Situation nicht nur in der Schweiz, gibt es hier.