Seit Christina Ora dieses T-Shirt in Kopenhagen trug, sind auch schon wieder fast zehn Jahre vergangen

Seit über einem Vierteljahrhundert beschliessen die Politiker Jahr für Jahr, jetzt aber wirklich ernst zu machen und die Emissionen von Treibhausgasen drastisch zu senken. Das Resultat dieser rhetorischen Bemühungen: In den vergangenen 25 Jahren stiegen die Treibhausgas-Emissionen von rund 21 Gigatonnen auf (je nach Zählweise) weit über 30 Gigatonnen. Und sie steigen weiter, allein im vergangenen Jahr um 2 Prozent.

Es ist der größte Sprung seit sieben Jahren. Das zeigt die Analyse des globalen Energiesystems, die der britische Ölkonzern BP wie jedes Jahr vorgelegt hat. Die Hoffnung, dass die Emissionen wenigstens nicht mehr weiter ansteigen, wurde nach drei Jahren Stagnation zwar schon im vergangenen Jahr  widerlegt – 2017 betrug der Anstieg bereits wieder 1,7 Prozent -, der erneute Anstieg im vergangenen Jahr aber macht klar, dass es sich dabei nicht bloss um eine «Ausrutscher» nach oben gehandelt hat.

Wie das deutsche Online-Portal klimareporter schreibt, kommt diese Nachricht nicht überraschend. Im Dezember hatte das renommierte Global Carbon Project aufgrund vorläufiger Daten sogar einen Anstieg um 2,7 Prozent prognostiziert. Der Zuwachs bei den fossilen Energieträgern sei immer noch grösser zu als derjenige bei den Erneuerbaren.

Die BP-Analysse, die als absolut seriös gilt, liefert nun eine weitere Erklärung: Der Anstieg der CO2-Emissionen habe auch mit den extremen Wetterschwankungen zu tun: Die vielen extrem kalten Tage, aber auch die langen heissen Wetterperioden im Sommer führten zu einem verstärkten Einsatz von Heizungen und Klimaanlagen, zitiert klimareporter den BP-Chef Bob Dudley.

Die neuen Zahlen stellen vor allem auch infrage, ob Effizienzsteigerungen, wie viele Umweltpolitiker hoffen, tatsächlich ein probates Mittel sind, um die Energiewende ohne massive Regulierungen oder Verbote zu schaffen. Klar ist aber auch, dass der bisher eher gemächliche Ausbau der Erneuerbaren, von Sonne, Wind und Biomasse, dazu nicht reicht.

Das ist deshalb eine verheerenden Nachricht, weil der Sonderbericht des Weltklimarates IPCC im vergangenen Herbst aufgezeigt hat, dass es mit der Reduktion der CO2-Emissionen sehr schnell gehen muss, wenn das 1,5-Grad-Limit überhaupt noch erreicht werden soll: Bis 2050 müssten die Emissionen um 85 bis 90 Prozent zurückgehen.

Und völlig zu Recht meinte BP-Chef Dudley bei der Präsentation des Berichts: «Je länger die CO2-Emissionen steigen, desto schwieriger und teurer wird die notwendige Umstellung auf netto null Emissionen sein.»

 Die Rolle, die BP, konstatiert klimareporter, ließ er freilich aus.

CO2-Gehalt in der Atmosphäre auf neuem Höchstniveau

Eine weitere beunruhigende Nachricht kam Anfang Juni aus Hawaii. Das Observatorium von Mauna Loa, das seit mehr als 60 Jahren die Kohlendioxidkonzentration in der Atmosphäre misst, berichtet, dass der Monatsdurchschnitt im Mai bei 414,7 ppm (parts per million) lag – der höchste Wert seit dem Beginn der Messungen. Das heisst: Wir nähern uns viel schneller als erwartet jenem kritischen Grenzwert, der auf die Dauer nicht überschritten werden darf, wenn wenigstens das 2-Grad-Ziel eingehalten werden soll. Er liegt zwischen 430 und 480 ppm. Als die Messungen im März 1958 begannen, lag der auf Mauna Loa gemessene Wert bei 315,7 ppm – und damit bereits deutlich über dem vorindustriellen Niveau von 280 ppm. (CR)